Projekt: Copper and Gold - Ancient Ore Mining in Transylvania

von Gabriele Körlin und Peter Thomas

Wir befinden uns im Jahr 106 n. Chr. Ganz Dakien ist von den Römern besetzt… Ja, ganz Dakien!

Was bisher geschah: Störende Einfälle der Daker in die schöne römische Provinz Moesia Superior (heute vor allem Serbien, Kosovo), Scharmützel, Gefechte, genervte Römer, Einfälle der Daker, Geiselnahmen, Verhandlungen, Einfälle der Daker, Schlachten, zwischenzeitlich Sieg der Daker, 1. Dakerkrieg (101-102 n. Chr., die Römer überqueren die Donau), Rückschläge, Attentatsversuch, Kaiser Trajan hatte die Nase voll, 2. Dakerkrieg (105-106 n. Chr.): Endlich Ruhe! Zumindest halbwegs. Das dakische Stammterritorium wird noch im selben Jahr zur römischen Provinz Dacia (das ging mal richtig schnell, siehe Abb. 2) und das Imperium kann endlich an die bekannten Goldlagerstätten ran! Geht doch!

Abb. 1 (l. oben) +2: Kaiser Trajan war hier - wir auch! Kartiert sind die Grenzen der römischen Provinz Dacia sowie das „Goldene Viereck“ (Kartierung: P. Thomas; nach: Papp, 1906; verändert nach: Nemeth et al. 2011, 333 f. Abb. 2-3.)

Das wurde auch langsam Zeit, da die inzwischen fast 200 m tiefen Goldgruben in der Provinz Hispania (in Spanien/Portugal) langsam aber sicher absoffen, so ganz ohne elektrische Pumpen. Der geneigte Bergmann brauchte neue Lagerstätten, und nicht nur der. Schließlich will man als Kaiser auch Kaiser bleiben und dafür braucht man gut gelaunte Truppen, und das heißt: Zaster organisieren! Da der dakische König Decebalus mit Gold quasi um sich geworfen hat, wusste auch der dümmste Römer: Die Gegend lohnt sich. Also hin!

Immer wieder erstaunlich, wenn es um Gold geht, werden die Leute schnell: In der relativ kurzen Zeit zwischen der Eroberung und dem unschönen Abzug der Römer 165 Jahre später (schon peinlich) wurde in etlichen Bergbaubezirken gearbeitet: Roşia Montană, Bucium (mit dem Revier von , Almaşu Mare (mit den Revieren Dosul Negrei, Baba, Haneş und Breaza), Stănija-Techerău (mit dem Revier von Fericeaua-Dealul Ungurului), Ruda-Crişcior, Băiţa, Pianu de Sus… (Abb. 3).

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Abb. 3: Hier manifestiert sich die Arbeit der römischen Bergleute: die großen Bergbaubezirke mit den einzelnen, genannten Revieren im Goldenen Viereck (Kartierung: P. Thomas).

Die Namen sagen Ihnen nichts? Bloß der erste? Oder die ersten beiden? Das ist das Problem. Alle konzentrieren sich seit Jahrzehnten auf Roşia Montană, dabei gibt es etliche weitere Bergbaugebiete in der ehemaligen Aurariae Dacicae. Das sagt ja auch alles, wenn die Römer die ganze Region so nennen! Leider sind nicht alle Gebiete gleich gut zu erreichen, selbst mit einem Geländewagen nicht.

Wir haben uns dennoch auf die Socken gemacht und sind auf den Spuren der Römer in Transsilvanien gewandelt (ohne Knoblauch und Holzpflock), vor allem, wenn der Geländewagen nicht mehr weiterkam. In Bucium, Vâlcoi-Corabia: römischer Bergbau mit hervorragender Aussicht, Aufbereitung, Siedlungsresten, Gräbern, zig Funden (Abb. 4+5). In Stănija-Techerău, Fericeaua-Dealul Ungurului: Gebäudereste mitten im Revier. In Almaşu Mare, Dosul Negrei: römische Keramik, Dachziegel. In Almaşu Mare, Haneş: mehrere römische Gruben samt Schacht in landschaftlich schöner Lage, teilweise in topp Zustand, vor allem weitgehend trocken! (Abb. 6+7)

Einem der Stollen in Haneş wollen wir im Herbst nähertreten, soll heißen, uns die Füllung einmal genauer ansehen. Mal schauen, was da auf uns wartet!

Was wir in Zukunft sonst noch gerne machen möchten?

– Ein 3D-Modell des schönsten Stollens in Haneş machen, damit andere sich auch so darüber freuen können wie wir. Ein Teil ist schon fertig! 

– Das Revier in Bucium, Vâlcoi-Corabia näher untersuchen, denn hier liegt alles, was der Bergmann braucht, so schön beisammen.

– Uns den hydraulischen Goldbergbau in Pianu de Sus näher anschauen – schließlich gibt es so etwas nicht nur in Spanien und Portugal! (Abb. 8+9)

– Möglichst viele Reviere aufsuchen und gucken, was die Römer da alles Schönes gemacht haben. Da wir ja leider nicht überall hinkönnen (s. o., schlechte Wege, gar keine Wege, zu wenig Zeit, usw.), lassen wir uns von den LIDAR-Scans der Reviere und den unzähligen Bergbauspuren, die man darauf schon erkennen kann, inspirieren und leiten.

– Hatten die Römer Infrastruktur? Und militärische Anlagen? Natürlich! Wer, wenn nicht die Römer? Also mal prüfen, auf welchen Straßen und Wegen sie ihren Nachschub bekommen haben bzw. wie das kostbare Gold möglichst sicher in die Hauptstadt oder zur nächsten Provinzverwaltung gelangt sein mag.

Fazit: Es gibt viel zu tun!

Wer das Ganze mal in Ruhe und ausführlicher nachlesen möchte – Thomas, P., Körlin, G. und Ciugudean, H., 2024. Die Aurariae Dacicae – Mehr als Roşia Montană. Der Anschnitt 76 (Heft 5-6), S. 202-229.

Förderung: Fritz Thyssen Stiftung, Deutsches Bergbau-Museum Bochum

Laufzeit: seit 2016

Projektleitung: Dr. Peter Thomas, Dr. Gabriele Körlin (Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Montanarchäologie), Dr. Horia I. Ciugudean (Muzeul Naţional al Unirii in Alba Iulia)

Kooperationspartner: Muzeul Naţional al Unirii in Alba Iulia (seit 2017), Muzeul Civilizaţiei Dacice şi Romane in Deva (seit 2025)

Dr. Gabriele Körlin

Deutsches Bergbau-Museum Bochum

Forschungsbereich Montanarchäologie

Am Bergbaumuseum 31

44791 Bochum

Deutschland

 

Dr. Peter Thomas

Deutsches Bergbau-Museum Bochum

Forschungsbereich Montanarchäologie

Am Bergbaumuseum 31

44791 Bochum

Deutschland

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