Zu sehen ist ein über 2000 Jahre alter Kinderschuh aus Rohhaut, an dessen Außenseite ist noch Fell sichtbar, der Mittelrist wird durch die Langösen geprägt.
Der schönste Fund der diesjährigen Dürrnberg Kampagne - Ein über 2000 Jahre alter Kinderschuh (Foto: Deutsches Bergbau-Museum)

Unsere Kolleg:innen und Studierenden rund um Prof. Dr. Thomas Stöllner waren auch in diesem Jahr wieder im Georgenberg-Stollen am Dürrnberg tätig und setzten damit eine seit 2001 bestehende Forschungstradition des Deutschen Bergbau-Museums Bochum am Dürrnberg oberhalb Halleins (AT) fort. Dem Team gelang dabei ein äußerst seltener Fund, ein hervorragend erhaltener Kinderschuh aus Leder. Der in seiner Größe ungefähr der heutigen Schuhgröße 30 entspricht. Im Falle des vermutlich im 2. Jh. v. Chr. gefertigten Schuhs ist die Erhaltung so gut, dass sich sogar die Reste einer Schnürung aus Flachs/Lein erhalten hat.
Organische Materialien erhalten sich nur unter besonderen Bedingungen und in außergewöhnlichem Zustand, häufig nur aufgrund der konservierenden Wirkung des Salzes. Daher sind solche Funde am Dürrnberg oder in Hallstatt häufig, während sie in den meisten prähistorischen Siedlungsstellen nur in sehr seltenen Fällen auftreten.

Auf unserem Blog sprachen wir bereits 2021 mit Thomas Stöllner anlässlich der „Tod im Salz“ Ausstellung über die Besonderheiten von Ausgrabungen in Salzbergwerken und das dort deutlich erweiterte Fundspektrum. Für alle, die die Sonderausstellung verpasst haben, haben wir eine gute Nachricht, ihr könnt die Ausstellung noch immer digital besuchen.
„Unsere Forschungstätigkeiten am Dürrnberg liefern uns seit Jahrzehnten immer wieder wertvolle Funde, um die frühesten bergbauliche Tätigkeiten wissenschaftlichen zu erschließen“, hält Thomas Stöllner fest. Und auch wenn Lederschuhe als Funde keine absolute Seltenheit sind, so sind Kinderschuhe doch etwas Besonderes. Denn diese belegen letztlich die Anwesenheit (kleiner) Kinder im Bergwerk. Hierüber sprechen Thomas Stöllner und Dominic auch in unserem Podcast. 

Im Schein seiner Helmlampe macht ein Mann mithilfe eines Presslufthammers Vortrieb in einem Bergwerksstollen.
Vortrieb und Nachrissarbeiten am Georgenberg-Profil, einem 32 m langen, und 22 m hohen Querschnitt durch das verfüllte eisenzeitliche Bergwerk. (Foto: Deutsches Bergbau-Museum)
Im näheren Umfeld des Schuhes konnte unser Team zudem weitere organische Reste bergen. Darunter ein Fragment einer hölzernen Schaufel – genau genommen ein halbes Schaufelblatt – Fellreste mit einer Schnürung, die möglicherweise zu einer Fellhaube gehörten. Ergänzend führt Thomas Stöllner aus: „Funde wie dieser Kinderschuh, Textilreste oder Exkremente, wie sie am Dürrnberg gefunden wurden, bieten uns einen Einblick in das Leben der eisenzeitlichen Bergleute. Sie liefern uns wertvolle Informationen für unsere wissenschaftliche Arbeit.“
Die Ausgrabungen im Georgen-Stollen werden auch in den nächsten Jahren weitergehen, um die Gesamtausdehnung des latènezeitlichen (späte Eisenzeit) Abbaus zu erschließen und Aufschlüsse über die Lebensweise der Bergleute zu erhalten. Texte: (W. Büsch und D. Bachmann)
Kniend arbeiten zwei Bergleute im Lichte ihrer Lampen an einem hölzernen Stempel (gewissermaßen ein Stützpfosten). Mit einer Axt wird dieser gerade halbiert.
Sanierungsarbeiten durch die Grubenhandwerker des DBM Dirk Seemann und Andy Mannchen im Georgenberg-Stollen sichern die Zugänglichkeit zu den prähistorischen Fundstellen. (Foto: Deutsches Bergbau-Museum).
Über das Projekt
Die Forschungsarbeiten zu prähistorischer Salzgewinnung am Dürrnberg bei Hallein in Österreich sind Teil eines langfristigen Forschungsprojekts des Deutschen Bergbaumuseums. Gefördert werden die Arbeiten durch die Salinen Austria AG und dem Salinen Tourismus; durchgeführt werden sie in Zusammenarbeit mit dem Institut für Archäologische Wissenschaften der Ruhr-Universität Bochum.
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Ein(Blick) Untertage - Die Arbeit unserer Kolleg:innen im Georgenstollen