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Kalt waren die letzten Monate und so mancher sehnt sich nun schon nach dem Sommer. Dieser läutet im Haus der Archäologien außerdem die Grabungszeit ein und was unsere Student:innen vor Ort auf den Lehrgrabungen erwartet und auf was für Berichte ihr euch freuen könnt, dass verraten wir euch in diesem Blogbeitrag.

Wir unterteilen die Lehrgrabungen dabei in jene, für die sich Studierende aus unserem Haus noch bewerben können und jene, bei denen das Verfahren leider schon abgeschlossen ist. Den Anfang machen die Kampagnen, für die ihr euch nicht mehr bewerben könnt.

Der Osthafen von Selinunt (23.7.-28.8.)

Wer zur Lehrgrabung nach Selinunt fährt, landet an der Südküste Siziliens, genauer gesagt dessen westlichem Ende und ist eingebettet zwischen zwei größeren Flüssen. Und landen ist auch ein gutes Stichwort, denn das Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Jon Albers hat hier in den letzten Jahren den Osthafen der griechischen Siedlung gesucht und jüngst auch gefunden. Der Hafen und sein Umfeld sollen nun weiter untersucht werden. Einen Bericht zur Kampagne 2020 hatte Theresa für euch geschrieben, ein längeres YouTube Video und eine Podcastfolge gibt es ebenfalls, daher fassen wir uns hier kurz und nennen nur noch die wichtigsten Eckdaten zum Fundort.

Gegründet wurde Selinunt im ausgehenden 7. Jh. v.Chr. von griechischen Siedlern und prosperierte früh, wovon unter anderem eine Vielzahl beeindruckender Tempel zeugen. Die Stadt wurde jedoch schon gut 200 Jahre später (409 v.Chr.) von Karthago zerstört. 

 

Paestum (1.9.-29.09.) 

Auch Paestum wurde von griechischen Siedlern gegründet, und zwar etwa um 600 v. Chr. und ist somit nur etwas jünger als Selinunt. Im Zuge der römischen Expansion wurde die Stadt 273 v.Chr. eine römische Kolonie. Während sich Selinunt verstärkt auf Siedlungsarchäologische Fragestellungen konzentriert, verfolgt das Team in Paestum baugeschichtliche Fragen an einem dorisch-korinthischen Tempel am römischen Forum. Heute liegt dieser innerhalb des archäologischen Parks. Der Tempel wurde in der Vergangenheit mehrfach untersucht, dennoch gibt es bis heute einige Fragen, die nicht final gelöst wurden oder deren Antworten umstritten sind. Einen kurzen Einblick in die Arbeit in Paestum gibt Lucas Latzel zudem in dieser Podcastfolge.   

Für die weiteren Praktika und Lehrgrabungen könnt ihr euch noch immer bewerben, die nötigen Informationen für die Bewerbung sind jeweils am Ende des Abschnitts verlinkt: 

Archäologisches Praktikum in Trier (3.7.-15.7.)

Trier gilt als eine der ältesten Städte Deutschlands und ist nicht nur für die Porta Nigra bekannt. Die Moselstadt lockt Touristen zudem mit weiteren römischen Großbauten, wie der Kaiserbasilika, den Kaiserthermen und den Barbarathermen. Das Besondere an den, in der Mitte des 2. Jahrhunderts nach Chr. errichteten, Barbarathermen ist unter anderem ihre prächtige Ausgestaltung. Kostbare Wand- und Bodenverkleidungen aus farbigen marmora gehören ebenso dazu, wie die gut erforschten Statuen. 

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Die Wand- und Bodeninkrustationen der größten römischen Thermenanlage außerhalb Roms blieben bisher hingegen unerforscht. Es ist das Ziel des Projektes dies zu ändern, dafür soll eine Bestandsaufnahme der fragmentarisch erhaltenen Inkrustationsüberreste durchgeführt werden. Zu den Ausstattungselementen, die im Fokus stehen, gehören jene Steinplatten, mit denen die Wände, Böden und Becken verkleidet waren. Zudem Ziergesimse, Pilaster, Pilasterkapitelle und -basen, die der horizontalen sowie vertikalen Wandgliederung dienten. 

Alles Weitere findet ihr hier.

Bad Dürrnberg (ca. Juli-Anfang August)

Mehr Abenteuer geht kaum und leider ist diese Lehrgrabung auch nicht für jeden geeignet. Mentale Stärke und vor allem keine Angst vor den manchmal engen Räumen ist durchaus vonnöten, wenn man in einem prähistorischen Bergwerk forschen will. Höhenangst, das kann ich aus eigener Erfahrung sagen, ist ebenfalls hinderlich. Wer sich unsicher ist, dem empfehle ich daher einen Besuch des Besucherbergwerkes im Georgenberg, zum Beispiel im Rahmen eines Ausflugs während der Teilnahme an einer anderen Lehrgrabung, die gleich noch vorgestellt wird. Denn so geräumig, wie in den Stollen des Deutschen Bergbaumuseums wird es bei weitem nicht. Einen Videoeinblick in den Georgenberg bekommt ihr schon mal hier und auch in der Folge über Wallerfangen bekommt man ein gutes Gefühl für die Arbeit unter Tage. 

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Denn die Mühen in den dunklen und staubigen Stollen des latènezeitlichen Salzbergwerks im Georgenberg ist jede Mühe wert. Und der Moment, wenn man aus dem Mundloch hinaustritt und das satte Grün der Wiesen und Wälder sieht, ist einfach einmalig. Zumal die Bergkulisse oberhalb von Hallein einfach nur malerisch ist. Hauptaugenmerk in diesem Jahr ist das knapp 25m hohe NO-Profil und die Begleitung der Sanierung der Strecke zur Grabungsstelle. Denn die anfallenden archäologische Befunde und Funde sollen dokumentiert werden. Darüber hinaus bietet das Praktikum einen Einblick in die Fundbearbeitung in der Salzarchäologie.

Alles Weitere findet ihr hier.

Mitterberg am Hochkönig (6 Wochen ab Mitte Juli) 

Wir bleiben in einer malerischen Bergkulisse und in der Nähe der Salzach. Am 2941m hohen Hochkönig finden zwei montanarchäologische Grabungen statt. Zum einen den Arthurstollen bei Bischofshofen, einem bronzezeitlichen Kupferbergwerk mit guter Holzerhaltung, in dem Pia im „Geburtskanal“ stecken geblieben ist. Da wir kein Clickbait machen, ihr Schnürsenkel hatte sich in der Strickleiter verfangen. Dennoch empfehle ich ihren Blogbeitrag zu lesen, so wird auch klar, warum man durchaus schwindelfrei sein sollte. Es gilt also dasselbe, wie für den Dürrnberg, eine Klaustrophobie sollte man nicht mitbringen. Neben der Grabung, Bergung und Dokumentation im feuchten Milieu des Arthurstollens werden auch die Funde und Befunde älterer Grabungen aufgearbeitet. 

Tiefbau

Das zweite Projekt ist die Grabung Schmelzplatz am Wilden See, ein völlig neues Grabungsprojekt, das ein Folgeprojekt der 2020 abgeschlossenen Grabung am Troiboden darstellt. Wie es dort ist, hat euch Jaqueline hier erzählt und hier beschrieben. Anders als am Troiboden, bei dem es sich um einen Erzaufbereitungsplatz handelt, sind am 1,5km entfernten Wilden See die Spuren eines prähistorischen Schmelzplatzes zu erwarten, die nun erforscht werden sollen. 

Alles Weitere findet ihr hier, weiter unten im Dokument.

Sant’Antioco (September) 

Grutti di Aqua F Mitja Musberg

Das nächste Ziel kennen die meisten sicher schon, schließlich hat es bisher am meisten Aufmerksamkeit in unseren Formaten erfahren. Sei es Milos Blog, Tims Vorstellung seiner Dissertation oder der Liveblog bei Twitter und Instagram während der Kampagne 2020. So ist es kein Geheimnis, dass die Praktikanten der Weg auf die südlich von Sardinien liegende Insel führt. Denn auch in diesem Jahr wird das Team um Prof. Dr. Constance von Rüden im sog. Grutti-Aqua-Komplex graben und alle Teilnehmer werden während der teils kraftzehrenden Arbeit nicht nur mit einer tollen Aussicht belohnt. Sondern Sie bekommen auch noch faszinierende Einblicke in die – noch nicht vollständig verstandene Kultur der bronzezeitlichen Nuragher. Darüber hinaus wird an den freien Tagen mit Exkursionen zu den zahlreichen archäologischen Sehenswürdigkeiten im Umfeld Sant’Antiocos viel geboten. Neben der praktischen Ausgrabungserfahrung, bietet das Projekt auch die Möglichkeit Erfahrungen mit Survey Methoden zu sammeln, unter anderem während der Datenerhebungen Tims zur audiovisuellen Wahrnehmung der Landschaft. Wem das noch nicht genug ist, der kann sich in den Abendstunden in die Materialkunde zur Nuraghenkultur einarbeiten lassen.

Alles Weitere findet ihr hier, weiter unten im Dokument.

Su Fossu Tundu (Ende August – September)    

Wie könnte es für uns Ruhrpottler anders sein – werden viele sagen – dreht sich beim letzten Projekt wieder alles um prähistorischen Bergbau. Man könnte fast den Eindruck bekommen, wir sind wie Zwerge; besessen von allem unter dem Berge. Anders als am Dürrnberg und im Arthurstollen geht es hier jedoch um eine prähistorische Abbaupinge. Diese Vertiefungen, die in der Regel durch den Abbau einer oberflächennahen Ganglagerstätte entstehen, sind auch heute noch als Vertiefung im Gelände sichtbar. So auch Su Fossu Tundo, eine etwa 20m im Durchmesserfassende Vertiefung im Süden Sardiniens. Die wenige Kilometer südwestlich von Santadi gelegene Region blickt wie ganz Sardinien auf eine reiche Bergbautradition zurück, sodass leider viele prähistorische Bergbaue stark überprägt sind. Zahlreiche im Umfeld Su Fossu Tundus gefundene fragmentierte Abbaugeräte sprechen jedoch dafür, dass es sich hier um einen nicht rezent gestörten Abbau handelt. Der möglicherweise bereits im Chalkolithikum (Kupferzeit) einsetzte. Dies ist eine der Fragen, der das Projekt auf den Grund gehen wird. Dazu sollen im Bereich der Pinge durch ein kleines Grabungsteam erste Schnitte angelegt werden und gleichzeitig im Umfeld der Survey des letzten Jahres fortgesetzt werden. Für die Praktikanten bietet sich so – ähnlich wie am Mitterberg – sich bei der Entstehung eines neuen Projektes einzubringen, während Sie praktische Grabungs- und Surveyerfahrungen sammeln. Darüber hinaus wird es auch möglich sein, Einblicke in die Fundbearbeitung zu gewinnen. Leider können wir euch zu diesem Projekt noch keine Fotos/Beiträge zeigen – da es noch keine gibt.  

Alles Weitere findet ihr hier, ganz unten im Dokument.

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