An Heiligabend verstarb überraschend Prof. Dr. Hans Lohmann im Alter von 76 Jahren. Das Haus der Archäologien und Unterirdisch trauert um unseren ehemaligen Professor, Kollegen und Freund.
Es war sein Idealismus, der ihn in der Archäologie letztlich bis zu seinem Lebensende trug. Ein Merkmal seines Charakters, das schon sein Klassenlehrer heraushob, als Lohmann diesem kurz vor dem Abitur gestand Archäologe werden zu wollen. „Gott möge Ihnen ihren Idealismus erhalten“, soll dieser erwidert haben. Seinen Studierenden predigte er stets, dass wir Archäolog:innen uns nicht nur, um die großen Tempel und touristisch vermarktbaren Ruinen kümmern sollten, sondern unseren Fokus auf die vergänglicheren Spuren kleiner Gehöfte, Dörfer und des Alltags der Menschen in der Antike im Allgemeinen widmen sollen.
Hans Lohmann kam am 16. September 1947 im kriegszerstörten Berlin auf die Welt. Er wuchs im Westen der Stadt auf und begann dort 1966 sein Studium, das er an der Universität Basel abschloss. Er erhielt anschließend zwei DAAD-Stipendien, die ihm Aufenthalte in Griechenland (1970) und Italien (1971/72) ermöglichten. 1975 promovierte Hans Lohmann über das Thema „Grabmäler auf unteritalischen Vasen“ bei Erika Simon an der Universität Würzburg. Es folgte ein Reisestipendium des DAI (Deutsches Archäologisches Institut) und Arbeiten als Grabungsleiter in Augst und Kaiseraugst (CH), ehe es ihn erstmals nach NRW zog. Dort war er zwei Jahre als wissenschaftlicher Referent am Rheinischen Landesmuseum in Bonn tätig, 1981 wechselte er dann an die Ruhr-Universität Bochum. Hier war er zunächst als Mitarbeiter am Institut für klassische Archäologie tätig. Es folgte 1989 seine Habilitation mit dem Titel „Atene – Forschungen zur Siedlungs- und Wirtschaftsstruktur des klassischen Attika“. Schon hier zeigte sich, was prägend für seine künftige Arbeit sein sollte, ein siedlungsarchäologischer Schwerpunkt, der ihn bis zum Schluss begleiten sollte. Und das in einer Zeit, in der die deutschsprachige klassische Archäologie noch sehr stark kunsthistorisch geprägt war. 2000 folgte dann seine verdiente Ernennung zum apl. Professor.
Auf dem Gebiet der Survey- und Siedlungsarchäologie gehörte Herr Lohmann und das Institut damals zu den Pionieren in der klassischen Archäologie und im Zuge dessen trug er seit den 1990er Jahren wesentlich zum besseren Verständnis der Siedlungslandschaften rund um die antiken Städte Athen und Milet bei, indem er sowohl Surveys in Attika als auch auf der Halbinsel von Milet durchführte. Daran schloss er, ab 2001, ein Projekt im nördlich von Milet gelegenen Mykalegebirge an, die Region heißt heute Dilek Dağları. Ziel des Projekts war eine systematische Exploration des Gebirgszugs. 2004 gelang dabei die Entdeckung des archaischen Panionions – dem Zentralheiligtum des im 7. Jh. v. Chr. gegründeten ionischen Bundes. Auch nach seiner feierlichen Verabschiedung in den Ruhestand im Oktober 2012 blieb Lohmann dem Institut weiter eng verbunden, unter anderem durch Lehraufträge. Er wurde bis zuletzt oft im Haus der Archäologien angetroffen und verbreitete stets gute Laune. Unser tiefstes Mitgefühl gilt insbesondere seiner Familie, allen Angehörigen, Freunden und Wegbegleitern. Sein Tod reißt auch bei uns im Haus der Archäologien eine große Lücke.