Der wissenschaftliche Nachwuchs des Deutschen Bergbau-Museums Bochum (DBM) begab sich im Dezember 2023 auf eine Exkursion nach Nordhausen. An vier Tagen besuchten wir moderne Bergwerke, ein Denkmal und eine Kunstausstellung.
Tag 1
Zu Beginn der Exkursion besuchten wir die Goldausstellung in den Räumlichkeiten der Nordhäuser Traditionsbrennerei. Gold zieht die Menschheit seit Jahrtausenden magisch an – und auch wir waren angetan. Schon die Inka schufen aus dem schönsten aller Edelmetalle sagenhafte Schätze. Ob als Schmuck oder Zahlungsmittel, ob in Kunst oder Kirche – ohne Gold wäre die Welt nicht denkbar. Die diesjährige Sonderausstellung gab uns einen kleinen Einblick in die kulturgeschichtliche Entwicklung des Goldes. In den historischen Räumen dreht sich alles um Schmuck, um das Schürfen des Metalls, um Gold als Wertanlage und natürlich um Blattgolddekorationen. Nicht zuletzt erhielten wir einen ergänzenden Blick auf das „weiße Gold“, dem Porzellan, das uns bis heute begleitet und uns den Alltag vergoldet.
Tag 2
Am zweiten Tag besuchten wir die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Dieser europäische Lern- und Gedächtnisort zeigte uns die schlimmste Form des Bergbaus: Das Leiden und Sterben Tausender KZ-Häftlinge bei der Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen unter Tage. Exemplarisch wird hier die Geschichte der KZ-Zwangsarbeit und der Untertageverlagerung von Rüstungsfertigungen im Zweiten Weltkrieg vermittelt. Während unseres Aufenthalts besuchten wir die Ausstellung, die das vielgestaltige Beziehungsgeflecht zwischen den Lagern und ihrem gesellschaftlichen Umfeld aufzeigt und damit zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema der Täterschaft und der Verantwortung von Mittätern und Zuschauern beiträgt. Dazu zählt auch die Frage nach den Beweggründen, die Verantwortliche in Bau- und Rüstungskonzernen, aber auch kleine Handwerker veranlasste, KZ-Häftlinge als Zwangsarbeiter auszubeuten. Auch die Verantwortung von Technikern, Ingenieuren und Managern, die KZ-Häftlinge im Mittelwerk V2-Raketen montieren ließen, wird in der Ausstellung hinterfragt. Insgesamt regte der Besuch der Gedenkstätte zur Diskussion aktueller und vergangener gesellschaftlicher und politischer Entwicklungen sowie um die Ethik von Wissenschaft und Technik an. So bedrückend und furchtbar die Geschichte dieses Ortes ist, ist es gerade in dieser Zeit, in der Rassismus salonfähig ist und die Diskriminierung von Menschen zunimmt, wichtig, sich an die Grausamkeiten des Nationalsozialismus zu erinnern und entschieden gegen rechtsextremes Gedankengut vorzugehen.
Tag 3
Auf Spannung und Abenteuer trafen wir am nächsten Tag bei der Befahrung der ältesten befahrbaren Kaligrube der Welt in Sonderhausen. Das war für uns als Montanarchäolog:innen besonders spannend, denn viele von uns sind selbst in der Salzarchäologie tätig. Wir fuhren mit einem Förderkorb mit etwa 4 m/s in 670 m Tiefe in das Bergwerk ein. Das ist circa vier Mal so schnell wie ein Aufzug. Während der faszinierenden „Reise zum Salz“ erlebten wir in einem geheimnisvollen unterirdischen Labyrinth nicht nur imposante Abbau- und Fördertechnik, sondern auch die Ausstellungen zur Heeresmunitionsanstalt und zur Lagerung von Kulturschätzen während der NS Zeit. Das hat uns verdeutlicht, wie Bergwerke nach- und nebengenutzt werden. Unter Tage fuhren wir im offenen Lkw zu verschiedenen Abbauorten und besichtigten am Abbauort diverse Anlagen und Maschinen. Die Tunnelrutsche war für viele ein weiteres Highlight. Der beeindruckende Festsaal sowie der neu errichtete Konzertsaal rundeten die Führung ab – sie wären sicher sehr geeignete Räumlichkeiten für zukünftige Veranstaltungen des DBM.
Bei dem Besuch des Panoramamuseums in Bad Frankenhausen, der „Die Sixtina des Nordens“, präsentierte sich uns das Monumentalgemälde „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ von Werner Tübke. Wir erlebten dort einen Bilddom der Superlative – 14 Meter hoch und 123 m im Umfang. Wir betraten eine Welt, die uns vollkommen mit Malerei umschloss. Es wirken dort über 3.000 Figuren und 75 Schlüsselszenen mit Bezug zur Renaissance und dem Bauernkrieg auf uns ein. Ein beeindruckendes und unvergessliches Erlebnis!
Tag 4
An unserem vierten und letzten Tag besuchten wir das Kaiser-Wilhelm-Denkmals am Kyffhäuser. Heiko Kolbe, Leiter der Anlage, führte uns über das Gelände des Kyffhäusers. In diesem Zusammenhang besuchten wir die Ruinen der ehemaligen Reichsburg Kyffhausen, danach das Museum und den Turm sowie die Räumlichkeiten des Kaiser-Wilhelm-Denkmals mit seinem atemberaubenden Ausblick. Anschließend gab es eine Vorstellungsrunde bei Kaffee und Keksen. Dort erhielt Herr Kolbe einen Einblick in die Dissertationsprojekte der Teilnehmenden und in die Arbeitsweise des DBM. Wir erhielten im Gegenzug eine ausführliche Beschreibung des bedeutenden kulturhistorischen des Denkmals. Darüber hinaus erhielten wir Informationen über die Denkmalpflege während der DDR-Zeit und über die dortige Museumsarbeit.
Die Exkursion hat uns zum Nachdenken angeregt und wir durften viele interessante Orte sehen. Natürlich kamen auch Spaß und geselliges Miteinander nicht zu kurz.
Ingolf Löffler
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des DBM und organisierte die Exkursion.
Sarah Horst
promoviert am DB und ist Teil des wissenschaftlichen Nachwuchses.